Wer haftet bei KI-Fehlern?

In der modernen Wirtschaftslandschaft nimmt die Bedeutung von künstlicher Intelligenz (KI) in verschiedenen Branchen kontinuierlich zu. Dieser fortschrittliche Technologieeinsatz birgt nicht nur das Potenzial für Innovation und Effizienzsteigerung, sondern führt auch zu neuen Herausforderungen im Bereich der Haftungsregeln. Im Zentrum der rechtlichen Diskussion stehen die Prinzipien der Vertragshaftung und der Deliktshaftung, die die Grundlage für die Klärung von Haftungsfragen im Umgang mit KI bieten. Während die Vertragshaftung die Basis für die rechtlichen Beziehungen zwischen Anbietern und Nutzern von KI-Systemen darstellt, befasst sich die Deliktshaftung mit Schäden, die durch fahrlässige oder vorsätzliche Handlungen entstehen können.

Dokumentation der Entscheidungsprozesse
Die Anwendung dieser Prinzipien variiert je nach Branche, wobei jede ihre eigenen spezifischen Risiken und Regelungen aufweist. In der Fertigungsindustrie beispielsweise kann die Integration von KI in die Produktionsprozesse zu Fragen der Produkthaftung führen, wenn Fehler in den KI-Algorithmen Produktfehler verursachen. Im Gesundheitswesen wiederum können durch KI gestützte Diagnose- und Behandlungsempfehlungen rechtliche Komplikationen entstehen, falls diese zu Patientenschäden führen. Ähnlich verhält es sich im Finanzsektor, wo der Einsatz von KI für algorithmischen Handel oder Risikobewertung finanzielle Verluste nach sich ziehen kann, die die Frage der Haftung für die Überwachung und Kontrolle der Systeme aufwerfen. Diese komplexen Haftungsfragen erfordern nicht nur eine sorgfältige Risikobewertung und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, sondern auch eine transparente Dokumentation der KI-Systeme. Eine klare Dokumentation der Entscheidungsprozesse und Funktionsweisen ist entscheidend, um im Schadensfall Verantwortlichkeiten zuweisen zu können. Unternehmen sind zudem angehalten, durch den Abschluss spezifischer Versicherungen für KI-Risiken Vorsorge zu treffen und sich kontinuierlich über die neuesten Entwicklungen und Best Practices im Bereich der KI und der dazugehörigen Rechtsprechung fortzubilden. Angesichts der rasanten Entwicklung und Integration von KI-Technologien in alle Wirtschaftszweige wird die Anpassung und Verfeinerung der Haftungsregeln eine fortlaufende Aufgabe für Rechtsexperten, Ingenieure, Entwickler und Unternehmensführungen darstellen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei in einer ausgewogenen Kombination aus technologischem Verständnis, rechtlicher Expertise und der Bereitschaft, neue Wege im Umgang mit den Risiken und Möglichkeiten, die KI bietet, zu gehen.

EU unternimmt erste Schritte

Das EU-Parlament hat den AI Act, das weltweit erste Gesetz zur Regulierung künstlicher Intelligenz, mit großer Mehrheit verabschiedet. Dieses Gesetz kategorisiert KI-Systeme nach ihrem Risiko und legt strengere Regelungen für Systeme mit höherem Risiko fest. Es betrifft Anwendungen in sensiblen Bereichen wie Bildung, Verkehr und Medizin und setzt Grenzen für bestimmte Praktiken, einschließlich eines Verbots der Echtzeit-Gesichtserkennung im öffentlichen Raum. Die Zustimmung der 27 EU-Mitgliedsstaaten und die breite Unterstützung innerhalb des EU-Parlaments unterstreichen die politische Einigkeit über diese Regulierung, die Sicherheit, Transparenz und den Schutz der Grundrechte in der Entwicklung und Nutzung von KI in der EU gewährleisten soll. Während einige die Regulierung als Hindernis für die europäische KI-Industrie sehen, betrachten andere sie als Chance für die Schaffung vertrauenswürdiger KI „Made in EU“.