EuGH-Urteil zu technischen Normen Herausforderung und Chance für Sachverständige

Das kürzlich ergangene Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), welches fordert, dass harmonisierte technische Normen allgemein und frei zugänglich zu machen sind, könnte weitreichende Folgen für die tägliche Arbeit von Sachverständigen mit sich bringen. Diese Entscheidung berührt die Grundfesten bisheriger Finanzierungsmodelle von Organisationen, die sich der Entwicklung solcher Normen widmen. Der Verkauf dieser Normen stellte bislang eine wesentliche Einnahmequelle dar, die nun in Frage gestellt wird. Die potenziellen Auswirkungen dieser Entwicklung sind vielschichtig und könnten sich negativ auf die Ressourcen auswirken, die für die Entwicklung und regelmäßige Aktualisierung von Normen zur Verfügung stehen.

Richtschnur für Bewertungen, Gutachten und Sicherheitsstandards
Eine Verringerung dieser Ressourcen birgt die Gefahr, dass die Qualität und Verfügbarkeit neuer Normen abnimmt. Für Sachverständige, die sich in ihren Bewertungen und Gutachten auf aktuelle Normen stützen, könnte dies zu signifikanten Herausforderungen führen. Die Arbeit von Sachverständigen ist maßgeblich von der Genauigkeit und Aktualität der technischen Normen abhängig, die als Richtschnur für Bewertungen, Gutachten und die Einhaltung von Sicherheitsstandards dienen. Ein Mangel an Zugang zu diesen essenziellen Informationen könnte die Arbeit von Sachverständigen nicht nur erschweren, sondern auch deren Qualität beeinträchtigen. Zudem könnte die Unsicherheit hinsichtlich der Finanzierung dazu führen, dass der Einbezug von Expertenwissen in den Prozess der Normung erschwert wird. Dieser Aspekt ist besonders kritisch, da das Expertenwissen eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von innovativen und umfassenden technischen Standards spielt. Eine Beeinträchtigung dieses Prozesses könnte langfristig dazu führen, dass die technischen Standards weniger innovativ und umfassend ausfallen, was wiederum negative Auswirkungen auf die Industrie und die Sicherheit von Produkten und Dienstleistungen haben könnte.

Aktiv an wandelndem Normungsprozess beteiligen
Vor diesem Hintergrund stehen Sachverständige vor der Herausforderung, neue Strategien zu entwickeln, um Zugang zu den neuesten Normen zu erhalten und sich aktiv an einem sich wandelnden Normungsprozess zu beteiligen. Dies könnte beispielsweise eine engere Zusammenarbeit mit Normungsorganisationen, die Teilnahme an entsprechenden Gremien oder die Initiierung von Dialogen über alternative Finanzierungsmodelle für die Normung einschließen. Nur durch eine solche Anpassung an die neuen Gegebenheiten können Sachverständige sicherstellen, dass sie weiterhin auf der Grundlage der aktuellen und relevantesten technischen Normen arbeiten können.